Selbstvertretung

Entstehung

Der Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern – bbe e. V. hat mit einem 3-jährigen Partizipationsprojekt das Gesetzgebungsverfahren zur Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe aus Sicht der Selbstvertretung von Menschen mit Behinderung aktiv begleitet. Dieses Projekt wurde 2022 bis 2025 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) finanziell gefördert.

Bei den regelmäßigen Treffen der bbe-Mitglieder war auch der selbst Foto jumemb-Mitglieder2023behinderte Sohn von Eltern mit Behinderung dabei. So konnte er immer erleben, wie sich Eltern mit Behinderungen für ihre eigenen Interessen politisch engagieren. 2022 stellte der damals 12-jährige Justus Lauer deshalb die Frage: „Wer vertritt eigentlich die Interessen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung bei den Politiker*innen?“. Weil er seine Interessen nicht von Elternverbänden vertreten lassen wollte, lud er gemeinsam mit dem bbe e. V. 2023 junge Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen zwischen 12 und 27 Jahren zu einem ersten Treffen in die Familienbildungsstätte Eichsfeld nachUder ein. Bei diesem Anlass gründeten die 14 Teilnehmenden jungen Menschen die bundesweite Selbstvertretungsgruppe junger Menschen mit Behinderung (jumemb).

Die Gruppe wollte sich von Beginn an in das laufende Gesetzgebungsverfahren zur Inklusiven Kinder und Jugendhilfe auf Bundesebene aktiv einbringen. In einer ersten Pressemitteilung ging die Gruppe mit Forderungen zur inklusiven Kinder- und Jugendhilfe an die Öffentlichkeit.

Beim ersten jumemb-Treffen Anfang 2023 entstand auch die Idee für eine Umfrage unter Jugendlichen mit Behinderung zu ihren Teilhabemöglichkeiten in den Jugendhilfeangeboten und im Sozialraum. 178 junge Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen zwischen 6 und 25 Jahren haben daran teilgenommen. Die Ergebnisse dieser Online-Umfrage „Junge Menschen mit Behinderung in der inklusiven Kinder- und Jugendhilfe“ wurden im Januar 2024 veröffentlicht (www.jumemb.de). Die Rohdaten mit vielen zum Teil sehr ausführlichen Freitext-Antworten stehen für andere Forschende auf der Homepage zur Verfügung. Daraus können Fragestellungen für umfangreichere wissenschaftliche Studien entwickelt werden. 

Als Mitglied des Selbstvertretungsrates des Beteiligungsprozesses „Gemeinsam zum Ziel“ (BMFSFJ) arbeitete Justus Lauer am Entwurf des Inklusiven SGB VIII (IKJHG) aktiv mit. Die Mitglieder dieses Selbstvertretungsrates wollten junge Menschen mit Behinderung und ihre Familien selbst zu Wort kommen lassen. Die jumemb-Gruppe brachte sich aktiv in die Vorbereitung und Durchführung dieser Tagung ein. So moderierten jumemb Mitglieder gemeinsam mit der Elternvertretung die gesamte Tagung mit ca. 100 Teilnehmenden Anfang 2024 in Berlin. Sie waren selbst verantwortlich für die Moderation ihres eigenen Workshops und fassten ihre Ergebnisse auch selbst zusammen. Bei einem Treffen im BMFSFJ diskutierten die jumemb-Mitglieder gemeinsam mit anderen Vertreter*innen und der damaligen Staatssekretärin Ekin Deligöz und der Abteilungsleiterin Heike Schmid-Obkirchner die Tagungsergebnisse und deren Folgen für das Gesetzgebungsverfahren. Die Ergebnisse der Gruppe 12-27 Jahre stellen wir im Kapitel 3 vor. Die gesamte Ergebnisbroschüre der

Familientagung befindet sich auf der Homepage www.jumemb.de.

Als der erste Referentenentwurf zum IKJHG veröffentlicht wurde, konnten 2 jumemb-Mitglieder sich bei der Verbändeanhörung im BMFSFJ aktiv einbringen. Erstmals konnten junge Menschen mit Behinderung dabei eine Verbändeanhörung zu einem Gesetzentwurf aus ihrer eigenen Sicht eröffnen.

Die Mitglieder der jumemb-Gruppe sind bereits in den ersten Jahren als Referent*innen in verschiedenen Tagungen zum Thema inklusive Jugendhilfe eingeladen worden und konnten aktiv in verschiedenen Gremien und Fachtagen von anderen Verbänden auf Bundesebene mitwirken. So konnten sie im Mai 2025 beim 18. DJHT in Leipzig einen gemeinsamen Stand mit dem Careleaver e. V. und dem Kindernetzwerk e. V. betreiben und viele Kontakte für die weiteren Projekte auf Bundesebene knüpfen. Im April 2024 haben jumemb-Mitglieder bereits erste internationale Erfahrungen gesammelt und junge Menschen mit Behinderung beim Global Disability Summit in Berlin vertreten.

Um sich immer wieder miteinander über die gesammelten Erfahrungen auszutauschen, trafen sie sich regelmäßig online und zweimal jährlich in Präsenz. Die Moderation der Treffen übernehmen die Mitglieder dabei selbst.